
Ilona Jarabek ist Geschäftsführerin der Lübecker Musik- und Kongreßhallen GmbH, Gründerin der Initiative „Women in Eventbusiness“ und Mitglied der IHK-Vollversammlung
Mein Standpunkt
Brauchen wir noch eine Debatte um Frauen in Führung? Leider ja!
VON ILONA JARABEK
Und das gerade jetzt mehr denn je. Während in den USA und auch bei uns gesellschaftliche Strömungen zu beobachten sind, die das traditionelle Hausfrauenbild als „neue Moderne“ feiern, droht eine fatale Rolle rückwärts. Dabei sind Frauen längst mehr als die Hälfte der Bevölkerung – und trotzdem kämpfen sie weiterhin um Sichtbarkeit, Anerkennung und gleiche Chancen im Beruf.
Die Frage, ob Frauen anders führen, halte ich für überflüssig. Führung ist individuell, geprägt von Persönlichkeit, Erfahrung und Haltung – nicht vom Geschlecht. Ich erlebe immer wieder, wie wichtig gezielte Angebote und Netzwerke für Frauen sind. Die IHK geht hier mit Formaten wie FiFiN oder dem Unternehmerinnen-Treff mit gutem Beispiel voran. Solche Plattformen machen Mut, geben Raum für Austausch und zeigen: Frauen gehören in Führung und in die Wirtschaft. Doch es ist nicht immer leicht, Frauen für ein Engagement zu gewinnen.
In meinem Verband habe ich die Initiative „Women in Eventbusiness“ gegründet. Die Resonanz ist groß, alle finden es wichtig, aber wenn es um die aktive Mitarbeit geht, wird es oft still. Viele Frauen wägen sehr genau ab, ob sie sich zusätzlich engagieren können, und lehnen eher ab, wenn sie das Gefühl haben, schon zu viele Aufgaben zu schultern. Männer greifen da oft schneller zu, auch wenn sie bereits ausgelastet sind. Trotzdem: Gerade deshalb braucht es starke Frauen im Ehrenamt der Wirtschaft. Denn dort werden Netzwerke geknüpft, Einfluss genommen und Zukunft gestaltet. Frauen bringen neue Perspektiven ein, stellen andere Fragen und bereichern die Diskussionen. Sie sind unverzichtbar für eine moderne, vielfältige Wirtschaft.
Mein Appell: Wir dürfen uns nicht mit dem Status quo zufriedengeben. Es braucht mehr Frauen, die sichtbar Verantwortung übernehmen – nicht nur weil wir die Hälfte der Gesellschaft sind, sondern auch weil unsere Stimmen, unser Engagement und unsere Perspektiven entscheidend sind für eine zukunftsfähige, gerechte Wirtschaft. Wer jetzt aufgibt, riskiert, dass wir das Erreichte wieder verlieren. Wir brauchen eine Gesellschaft, die nach vorn geht, nicht zurück.
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