Radio Lübeck

Starke Stimme der Region

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Radio Lübeck ist einer von nur zwei Lokalsendern in Schleswig-Holstein, aber seit sieben Jahren ein Erfolgsmodell. Seit Neustem erreicht er Hörerinnen und Hörer in noch besserer Klangqualität in DAB+. 

„Kenzo“ hat ein untrügliches Gespür für Nischen und Marktlücken. Das war so, als Roland Kahl unter diesem Künstlernamen ab den 2000er-Jahren als DJ elektronische Musik auflegte und selbst produzierte, die schnell die Charts eroberte. Das war so 2011, als der glühende Fußballfan das regionale Sportportal „HL-Sports“ gründete, weil sich die Sportberichterstattung allmählich aus der Fläche zurückzuziehen begann. Für die Website arbeiten inzwischen 13 Redakteure, sie hat über fünf Millionen User im Jahr. Drei weitere eigene Online-Plattformen und eine Fotoagentur später hat sich der gebürtige Hamburger der bislang größten beruflichen Herausforderung gestellt: Er ist seit Anfang des Jahres zusätzlich Geschäftsführer von Radio Lübeck.

Auch hier hat der 50-jährige Journalist eine Nische besetzt. Seit Radio Lübeck 2018 als überhaupt erst zweiter kommerzieller Lokalsender in Schleswig-Holstein auf Sendung ging, sind alle anderen lokalen Hörfunkunternehmen schnell wieder gescheitert. Der private Marktführer Radio Schleswig-Holstein (RSH) hat sein Studio in der Hansestadt aufgegeben, journalistisch sind nur die Lübecker Nachrichten ein Mitbewerber, wenn es um das Thema Lokales von A bis Z geht – und zwar 24/7.

Schleswig-Holstein ist Radioland

Der Flächenstaat im äußersten Norden ist „Radioland“, die Schleswig-Holsteiner hören täglich länger als etwa ihre Hamburger Nachbarn und die Sender erreichen mit über 75 Prozent Tagesreichweite einen Spitzenwert. Radio Lübeck ist ein Hörfunk-Format, das auf melodischen Pop und Rock setzt. Die Zielgruppe sind Erwachsene im Alter von 29 bis 59 Jahren. Samstags spricht der Kanal auch jüngere Familien an, ab Juni rücken die Urlauber an der Ostsee mehr in den Fokus. Dabei geht es stets um Regionalität – das, was vor der eigenen Haustür passiert. Ein Mehrwert.

Der Sender-Slogan lautet „Mehr von hier“ - und das versucht Roland Kahl mit einer fünfköpfigen Redaktion und vier Mediaberatern tagtäglich einzulösen. Der Wortanteil ist mit zirka 25 Prozent hoch, das Programm vielfältig: Die Redaktion um Programmchef Corin Sülau setzt jeden Tag einen anderen aktuellen Themenschwerpunkt aus der Region, neben Sport, Politik, Wetter, Verkehr und Veranstaltungen gibt es Reisetipps, den Job der Woche, einen psychologischen Ratgeber, ein plattdeutsches Format und „Musik aus der Kult-Disco“.

„Wir finanzieren uns nicht durch Rundfunkgebühren, staatliche Subventionen oder eine Paywall, sondern ausschließlich durch Werbung“.

– Matthias Hawerkamp, Marketingleiter Radio Lübeck

Bessere Klangqualität durch DAB+

Die eigene Zukunftsperspektive ist verheißungsvoll: Seit dem 1. August bietet der Lokalsender seinen Hörern mit dem neuen Radiostandard „Digital Audio Broadcasting (DAB+) eine noch bessere Klangqualität und Stabilität des Empfangs. Außerdem hat Radio Lübeck nun eine deutlich größere Reichweite: Das Sendegebiet erweitert sich auf rund zwei Millionen potenzielle Hörerinnen und Hörer und reicht von Fehmarn bis Hamburg sowie von Kiel bis Wismar.

DAB+ wird die alte Ultrakurzwelle völlig ablösen, aber bislang nutzen nur etwa 28 Prozent der eigenen Hörer die digitale Qualität, obwohl 98 Prozent sie bereits technisch empfangen könnten. Der Mensch sei eben ein Gewohnheitstier und viele wüssten noch gar nicht, dass man ein stationäres Empfangsgerät für Zuhause bereits ab 50 Euro kaufen könne und DAB+ in neueren Autos schon vorhanden sei, begründet Marketingleiter Matthias Hawerkamp die bisherige Zurückhaltung. Deshalb versuchen die Macher von Radio Lübeck ihre weiter aktive UKW-Lizenz, auch wenn sie ziemlich teuer ist, so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Das Land Schleswig-Holstein und die dortige Landesmedienanstalt haben die UKW-Abschaltung für 2031 geplant.

Autarke Finanzierung

Stolz sind die Mitarbeiter des Senders in den media docks im Hafen der Hansestadt darauf, dass Radio Lübeck völlig autark und nicht wie RSH, BOB oder Antenne Sylt Teil einer Senderkette sind. „Wir finanzieren uns nicht durch Rundfunkgebühren, staatliche Subventionen oder eine Paywall, sondern ausschließlich durch Werbung“, betont Matthias Hawerkamp. Dennoch sei Radio Lübeck eines der kostengünstigsten Medien der Region. Gegen eine Unterstützung redaktioneller Medien mithilfe einer Digitalabgabe, die der neue Kulturstaatsminister Wolfgang Weimer von den Tech-Giganten einfordert, haben die Macher von Radio Lübeck allerdings nichts einzuwenden. 

Am Schluss unseres Gesprächs bricht Geschäftsführer Roland „Kenzo“ Kahl noch eine Lanze für sein Lokalradio: „Wir bieten unseren Hörern und Kunden in diesen Zeiten voller bad news im Gegensatz zu anderen Medien ein positives Erlebnis – nicht zu politisch und mit viel Guter-Laune-Musik.“ Doch sie seien keine Abspielstation, sondern eine wichtige Stimme mit viel Herzblut und Lokalpatriotismus für Stadt, Land und ihre Bürger.“ Auch für die heimische Wirtschaft, bleibt hinzuzufügen.

Autor: Jörn Arfs, freier Journalist, redaktion@luebeck.ihk.de
IHK/Tietjen